Die Tücken des Privateigentums

Zum Inhalt dieses Buches
In diesem Buch soll die Bedeutung des Eigentums für seine Besitzer untersucht werden. Dabei geht es vor allem darum, die psychologischen Aspekte der Beziehungen der Eigentümer zu ihrem Eigentum deutlich zu machen. Es wird versucht zu zeigen, dass das Privateigentum zwar Freiheiten zu stiften vermag, aber auch fragwürdige Abhängigkeiten mit prekären psychischen Konsequenzen mit sich bringen kann. Die in dem Buch formulierte Kritik am Privateigentum will Horizonte für ein Nachdenken über neue, andere Eigentumsformen öffnen, die menschlichen Möglichkeiten eher gerecht werden.
Die Kritik des Privateigentums scheint seit dem Scheitern des östlichen Sozialismus und dem universellen Triumph des Kapitalismus in seiner neoliberalen Gestalt hinfällig geworden zu sein. Aber das Privateigentum zeigt heute vielerlei krisenhafte Züge mit psychischen Konsequenzen für die Menschen, die das Nachdenken verlangen. Das Privateigentum wird zwar im heutigen Kapitalismus der Kritik entzogen, doch zugleich schafft er dieses, was meist übersehen wird, in wachsendem Maße ab. Das kapitalistische System wirkt nicht nur als Förderer, sondern auch als Zerstörer des Privateigentums, indem es seine wachsende Konzentration und das Verschwinden vieler seiner überkommenen Funktionen mit sich bringt.
Das theoretische Denken reagiert kaum angemessen auf diese Krise. Die folgenden Analysen wollen dem Tabu der Eigentumskritik entgegenwirken und versuchen, ein erneutes Nachdenken anzuregen. Sie untersuchen, vor allem in einer sozialpsychologischen Perspektive, welche Interessen, Bedürfnisse und Wünsche mit dem Privateigentum verknüpft sind und ob bzw. wie diese Bindungen mithilfe anderer Eigentumsformen eventuell überwunden werden könnten. Dabei geht es nicht einfach darum, das Privateigentum abzuschaffen und sich so seiner fragwürdigen Seiten zu entledigen. Vielmehr geht es nicht zuletzt auch darum, seine Vorteile, also vor allem seine Freiheit stiftende Funktion, zu bewahren oder in höher entwickelten Eigentumsformen aufzuheben. Viele der heute durch die Entwicklung des Kapitalismus bedrohten positiven Seiten des Privateigentums können wohl nur gerettet werden, wenn sie in Formen des gemeinsamen Eigentums eingebracht werden.
Das Buch ist kein psychologisches Buch im engeren Sinne und will keines für psychologische Spezialisten sein. Die dargestellten psychologischen Befunde sollen, wenn möglich, mit einer umfassenden gesellschaftskritischen Reflexion verbunden werden. Die psychologischen Einsichten, die das Buch vorführt, werden immer wieder mit Einsichten anderer Fachgebiete, wie etwa der Gesellschaftstheorie, der Politischen Ökonomie, der Philosophie oder der Theologie verknüpft.
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