Prof. Dr. Gerhard Vinnai

Universität Bremen

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Die Tücken des Privateigentums

VSA: Verlag, Hamburg 2017, ISBN: 978-3-89965-787-6
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Zum Inhalt dieses Buches

In diesem Buch soll die Bedeutung des Eigentums für seine Besitzer untersucht werden. Dabei geht es vor allem darum, die psychologischen Aspekte der Beziehungen der Eigentümer zu ihrem Eigentum deutlich zu machen. Es wird versucht zu zeigen, dass das Privateigentum zwar Freiheiten zu stiften vermag, aber auch fragwürdige Abhängigkeiten mit prekären psychischen Konsequenzen mit sich bringen kann. Die in dem Buch formulierte Kritik am Privateigentum will Horizonte für ein Nachdenken über neue, andere Eigentumsformen öffnen, die menschlichen Möglichkeiten eher gerecht werden.

Die Kritik des Privateigentums scheint seit dem Scheitern des östlichen Sozialismus und dem universellen Triumph des Kapitalismus in seiner neoliberalen Gestalt hinfällig geworden zu sein. Aber das Privateigentum zeigt heute vielerlei krisenhafte Züge mit psychischen Konsequenzen für die Menschen, die das Nachdenken verlangen. Das Privateigentum wird zwar im heutigen Kapitalismus der Kritik entzogen, doch zugleich schafft er dieses, was meist übersehen wird, in wachsendem Maße ab. Das kapitalistische System wirkt nicht nur als Förderer, sondern auch als Zerstörer des Privateigentums, indem es seine wachsende Konzentration und das Verschwinden vieler seiner überkommenen Funktionen mit sich bringt.

Das theoretische Denken reagiert kaum angemessen auf diese Krise. Die folgenden Analysen wollen dem Tabu der Eigentumskritik entgegenwirken und versuchen, ein erneutes Nachdenken anzuregen. Sie untersuchen, vor allem in einer sozialpsychologischen Perspektive, welche Interessen, Bedürfnisse und Wünsche mit dem Privateigentum verknüpft sind und ob bzw. wie diese Bindungen mithilfe anderer Eigentumsformen eventuell überwunden werden könnten. Dabei geht es nicht einfach darum, das Privateigentum abzuschaffen und sich so seiner fragwürdigen Seiten zu entledigen. Vielmehr geht es nicht zuletzt auch darum, seine Vorteile, also vor allem seine Freiheit stiftende Funktion, zu bewahren oder in höher entwickelten Eigentumsformen aufzuheben. Viele der heute durch die Entwicklung des Kapitalismus bedrohten positiven Seiten des Privateigentums können wohl nur gerettet werden, wenn sie in Formen des gemeinsamen Eigentums eingebracht werden.

Das Buch ist kein psychologisches Buch im engeren Sinne und will keines für psychologische Spezialisten sein. Die dargestellten psychologischen Befunde sollen, wenn möglich, mit einer umfassenden gesellschaftskritischen Reflexion verbunden werden. Die psychologischen Einsichten, die das Buch vorführt, werden immer wieder mit Einsichten anderer Fachgebiete, wie etwa der Gesellschaftstheorie, der Politischen Ökonomie, der Philosophie oder der Theologie verknüpft.

 

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Zur Geschichte der Eigentumskritik
11
Was ist Privateigentum
12
Antike Eigentumskritik
13
Christliche Eigentumskritik
16
Klassische Sozialutopien
21
Rousseaus Kritik am Privateigentum
22
Marxistische Eigentumskritik
24
Kropotkins anachistische Eigentumskritik
31
Theorien zur Verteidigung des Privateigentums
32
Zur Kritik des Besitzindividualismus
39
Antinomien der Eigentumskritik
43
Eigentum und Habsucht
45
Anfang ohne Privateigentum
46
Kapitel 2: Zur Aktualität der Kritik des Privateigentums
51
Die Abschaffung des Privateigentums im Kapitalismus
51
Das Verschwinden des Privateigentums durch sein Konzentration
51
Das Verschwinden des Privateigentums durch den Verlust seiner Funktion
54
Gründe des Mangels an Kritik
58
Elemente der psychologischen Eigentumsbindung
61
Besondere Objekte von Eigentümern
65
Zur psychischen Bedeutung von Kleidung und Haus
69
Kapitel 3: Wie kann man über Alternativen zum Privateigentum nachdenken
75
Ausgangspunkt Subjektive Ebene
76
Gemeinsames Eigentum als Konfliktfeld
80
Gesellschaftstheoretische Perspektive
82
Kapitel 4: Geldsubjekt, Geldbesitz und Psychoanalyse
89
Geld und Ware
89
Geld - Freiheit und Unfreiheit
91
Geld und Psychoanalyse
101
Geld und Liebe
107
Zur analytischen Sozialpsychologie des Geldes
111
Die Rationalität des Geldes und die Funktionsweise des Unbewussten
114
Zur Überwindung des Geldes
118
Nachbemerkungen
121
1. Was ist Sozialisierung
121
2. Schwierigkeiten der Theoriebildung
124
3. Die Konzentration von Privateigentum
126
4. Dingliches Eigentum und Geldeigentum
127
5. Über Alternativen zum Privateigentum nachdenken
128